Interview mit Alumnus Ayman Mohammad Chehade

Ayman Mohammad Chehade

„Der deutsche Universitätsabschluss wird bei uns hoch geschätzt“
Alumnus Ayman Chehade lebt und arbeitet im Libanon

Ayman Mohammad Chehade wurde am 24.11.1961 im Libanon geboren und studierte von 1984 bis 1993 Maschinenbau an der Universität Karlsruhe (TH). Heute lebt er mit seiner Frau und seinen vier Söhnen in Beirut. Eléna Fichtner sprach für AlumniKaTH mit ihm über sein Leben im Libanon und sein Studium in Karlsruhe.


Herr Chehade, mit welchen Beweggründen gingen Sie zurück in den Libanon?
1994 bekam ich die Chance eine neu gegründete Firma in Dubai zu leiten. Da mir das sogenannte “Hallen“-Leben in Dubai viel zu künstlich war, gelang es mir 1 Jahr später den Hauptsitz dieser Firma nach Beirut zu verlegen.

Was machen Sie beruflich und wie sieht ein normaler Tag bei Ihnen aus?
Ich leite die Firma AQUA TECHNIQUES / MECHATRONICS, Hi-Tech Engineering S.A.R.L., die regionale Handelsvertretung von sechs deutschen und zwei Schweizer Firmen macht. Zusätzlich zu den üblichen Aufgaben der Handelsvertretung, umfasst unsere Aktivität technische Betreuung, Beratung, Planung und Systementwicklung. An einem normalen Tag stehe ich um 07:30 Uhr auf, schaue beim Tee trinken die Nachrichten und lese die Tageszeitung. Dann checke ich meine Emails und fahre gegen 9 Uhr mit dem Auto ins Büro, das etwa 10 km weit entfernt liegt. Zwischen 12:00 und 13:00 Uhr mache ich eine 30-minütige Mittagspause und um ca. 16:00 Uhr habe ich dann Feierabend. Zwischen 17:00 bis 19:30 Uhr bin ich meistens mit meinen jüngsten Söhnen (Ahmad 6 & Youssef 8) zusammen. Anschließend schaue ich mir die Fernsehnachrichten und -analysen über die Tagesereignisse an. Danach geht es zum Abendessen der Erwachsenen, zusammen mit meiner Frau und den beiden ältesten Söhnen (die in Deutschland geboren wurden, Ziad 15 und Mohammad 18). Anschließend gibt es entweder familiäre Gesprächsrunden oder wir schauen Filme. Es kann aber gut möglich sein, dass der Tag völlig anders aussieht, wenn sich dringende Anfragen aus der Golfregion ergeben sollten - und das ist nicht selten. In so einem Fall kann es dazu kommen, dass man stundenlang und manchmal sogar die ganze Nacht am Rechner sitzt.

Sie haben Maschinenbau studiert. Wie kamen Sie auf die Universität Karlsruhe (TH)?
Das war reiner Zufall! Damals wollte ich schon von Anfang an Maschinenbau in Deutschland studieren, denn Deutschland war und ist immer noch weltweit führend auf dem Gebiet. Ich habe zwei Zulassungsanträge gestellt, an der TU München und auch an der TH Karlsruhe. Ich habe die Aufnahmeprüfung sowohl in München als auch in Karlsruhe bestanden, aber da ich die Ergebnisse von der Uni Karlsruhe viel schneller erhalten habe, ließ ich mich ohne zu zögern in Karlsruhe einschreiben. Das Studium hat dann fast acht Jahre gedauert, einschließlich einem Urlaubsemester, einer Ehe und zwei Kindern.

Hat Sie das Studium für Ihr weiteres Leben geprägt?
Durchaus, und zwar als solide Grundlage für mein Berufsleben und auch als besonderer Push für meine Karriere, weil der deutsche Universitätsabschluss bei uns hochgeschätzt wird.

Wie gestaltete sich damals Ihr Studienalltag?
Ich muss sagen, ich war nicht gerade ein Musterstudent, weil ich zu denjenigen gehörte, die zwar ständig versucht haben ihr Studentenleben möglichst effizient und produktiv, aber auch gemütlich und erholsam zu gestalten. Mein Studienalltag bestand darin, ab 07:30 Uhr vom Studentenwohnheim Ha-Di-Ko mit dem Bus zur Uni zu fahren und dort bis spätestens 18:00 Uhr Vorlesungen zu besuchen. In den Pausen habe ich mich gerne mit Freunden(innen) und Kollegen(innen) in der Cafeteria bzw. in der Mensa getroffen, um diverse Themen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft zu diskutieren. Vorlesungen zu verschlafen, Übungen abzuschreiben und Prüfungstermine nicht wahrzunehmen waren keinesfalls typisch für meinen Studienalltag, obwohl mir so etwas in einigen Fällen passierte. Für drei Semester hatte ich eine Hiwi-Stelle am Institut für CAD (Institut für Informationsmanagement im Ingenieurwesen). An Wochenenden und Feiertagen habe ich Sport getrieben (vor allem Schwimmen, Tischtennis & Fussball) oder mit Freunden etwas gemeinsam unternommen, wie Ausgehen (in Kinos, Cafés & Restaurants), Karten spielen oder Picknicks machen. In den Semesterferien habe ich meistens gearbeitet.

Gab es ein besonders einschneidendes Erlebnis während Ihrer Studienzeit?
Ich kann dazu nicht viel sagen, denn meine gesamte Studienzeit an der Uni Karlsruhe war ein besonders einschneidendes Erlebnis für sich.

Wie war Ihr Maschinenbaustudium aufgebaut?
Das Grundstudium und die praktischen und theoretischen Vorleistungen, Scheine, Pflicht- und Wahlfächer des “Allgemeinen Maschinenbaus“ waren so aufgebaut, dass man eine gewisse Flexibilität bei der Auswahl der Hauptfächer, sowie bei den Studien- und Diplomarbeiten hatte. Die bemerkenswert vielfältige Strukturierung, basierend auf dem Stellenmarkt oder dem persönlichen Interesse, ermöglichte es den Studenten einfach eine Hauptdiplomkernkombination auszuwählen.

Vermissen Sie etwas aus Deutschland?
Einfach alles: die Freunde und Kollegen, die Universität, die Fachschaft, die Cafeteria, die Mensa und das Stammessen 1 & 2, den Marktplatz, das Studentenwohnheim, die spätere Mietwohnung in der Waldstadt, die Nachbarn, die Bundesligaspiele des KSC, die Spaziergänge im Schlosspark, das Einkaufen in der Kaiserstraße, etc.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Erfolg im Geschäft und ein stabiles Leben mit zweitem Wohnsitz in Karlsruhe.