Dr. Frank S. Becker
Mit seinem Studium der Physik trat Herr Dr. Frank S. Becker in die Fußstapfen seines Vaters, der an einem gemischten Institut (für Kernverfahrenstechnik) des Forschungszentrums Karlsruhe und der Universität Karlsruhe forschte und lehrte. In der Physik interessierte er sich vor allem für die anwendungsorientierte Physik. Nach einer Promotion am Max-Planck-Institut in München begann er seine berufliche Laufbahn bei Siemens. Heute ist sein Fokus die Bildungspolitik, daneben schreibt er aber auch historische Romane und mehr.
Innovative Projekte haben Sie besonders interessiert - was war zu Beginn der 80er Jahre Ihr Thema?
Die Mikroelektronik steckte damals noch in den Kinderschuhen und so war mein Start bei Siemens in diesem Bereich. Schnell lernte ich jedoch, dass es aber nicht nur wichtig ist, etwas Spannendes zu machen, sondern dass man damit auch Geld verdienen muss. Da der wirtschaftliche Erfolg im Bereich Halbleiter bei Siemens ausblieb, habe ich die Chance ergriffen, Pressesprecher zu werden, als mir dieser Job angeboten wurde.
Sie haben also schon früher gern geschrieben?
Bereits während meines Studiums habe ich geschrieben – zwar keine Romane, aber ich habe die Studentenzeitschrift „Der Grüne Rabe“ initiiert und natürlich auch hier den ein oder anderen Artikel geschrieben. Die Arbeit des Pressesprechers war dann aber doch sehr strategisch - viel mehr als nur Artikel zu verfassen.
Sie haben bei Siemens im Laufe der Jahre viele verschiedene Aufgaben wahrgenommen. Was haben Sie aus dem Studium für Ihre Arbeit mitgenommen und wie haben Sie Ihre Laufbahn gestaltet?
Als Physiker habe ich in meinem Studium gelernt, neue Themen strukturiert zu analysieren, mein „Ahnungswissen“ einzusetzen und vorhandene Erkenntnisse zu transferieren. Der Start in jeder neuen Aufgabe war natürlich immer eine Herausforderung. Ich bin aber immer sehr ehrlich gewesen und wenn ich etwas einmal nicht wusste, habe ich das auch zugegeben und mich erstmal erkundigt, bevor ich dann die Antwort nachgeliefert habe. Das hat sich ausgezahlt und die abwechslungsreiche Arbeit hat mir auch viel Spaß gemacht.
Ein Nachteil der vielen Wechsel war jedoch, dass man immer den Acker von Steinen befreit und gesät hat, aber nie ernten konnte. Dies wollte ich ändern und habe mich vor zwölf Jahren deshalb - zum ersten und letzten Mal in meiner beruflichen Laufbahn - offiziell auf eine Stelle in der Personalabteilung beworben und einen Bewerbungsprozess durchlebt.
Sie sind als Physiker bei Human Resources (Personal) gelandet. Was hat Ihnen daran besonders gefallen?
Ursprünglich gab es nur zwei Abteilungen, in die ich nie wollte: Finanzen und Personal. Schlussendlich war ich in beiden und habe dort sehr spannende Aufgaben gehabt. Die letzten 10 Jahre meines Berufslebens konnte ich die Hochschulpolitik gestalten und die Wünsche der Industrie bei Verbänden, aber auch im direkten Gespräch mit Hochschulen und Universitäten einbringen. So hoffe ich, meinen Beitrag geleistet zu haben, dass Studierende gut auf ihr Berufsleben vorbereitet werden und die Themen der Zukunft in den Universitäten ihren Platz finden.
Neben Ihrem Beruf haben Sie Ihre Berufung entdeckt – das Schreiben. Jetzt schreiben Sie bereits an Ihrem vierten Roman, einem Zukunftsthriller. Wie konnten Sie das Berufsleben mit dem Schreiben unter einen Hut bringen?
Andere Leute gehen ins Kino oder sehen Fern – ich schreibe. Das Schreiben war für mich ein wichtiger Ausgleich zum Berufsleben – ich habe ja mein Hobby, die Geschichte, zur Grundlage gemacht. Außerdem war ich zu der Zeit noch viel beruflich unterwegs – meistens im Zug. Hier hatte ich viel Gelegenheit zu recherchieren und zu schreiben.
Sie haben bereits drei historische Romane verfasst. Woher kamen die Ideen?
Bereits als Kind habe ich mich für die Zeit des Römischen Reiches interessiert. Mein Kinderarzt hatte einen alten römischen Dachziegel in seinem Behandlungszimmer, den er auf einem Gutshof gefunden hatte – wir waren sofort in Goldgräberstimmung. Die Begeisterung für die Antike blieb. Die Inspiration für ein Buch lies jedoch noch einige Jahre auf sich warten – erst 2000 in dem Museum in Ladenburg bei Heidelberg habe ich die richtige Idee bekommen: Ein kostbares Tempelportal der Römer wurde um 260 n. Chr. in Sicherheit gebracht, aber erst 1973 gefunden – jemand musste gewusst haben, dass die Stadt bedroht ist und es versteckt haben, aber er konnte wohl nicht zurückkommen um diesen Schatz zu bergen. Wer war das? Warum hat er diesen Schatz versteckt?
Bei meinem letzten Buch hat mich die Umbruchszeit des 7. Jahrhunderts fasziniert. Dazu gibt es bisher kaum Romane, deshalb fand ich es umso reizvoller, ein Buch zu schreiben, das in dieser Zeit spielt.
Ein Kritiker lobte vor allem die gut recherchierte historische Grundlage Ihrer Bücher.
Wie auch im beruflichen habe ich bei den Büchern ähnliche Herausforderungen gesehen. Es gibt eine Fragestellung – bei mir ein besonderes, interessantes Ereignis, das ich entdeckt hatte – und dann muss man sich die Antworten suchen – bei meinen Büchern durch eingehende historische Recherche. Mir ist das nie schwergefallen, sondern diese Entdeckungsreise hat mir großen Spaß gemacht.