Alumna Dr. Mariana Bozesan
Innovation und kreative Ideen – Frau Dr. Bozesan ist immer auf der Suche nach dem Neuen, für sie einfach nur eine typische Eigenschaft der Informatiker. In den 80er Jahren studierte sie als eine der wenigen Frauen Informatik am KIT. Heute fördert sie als Investorin neue spannende Projekte – nicht nur in der Informatik. 2011 wurde Sie als Vollmitglied in den Club of Rome aufgenommen und setzt sich hier für ganzheitliche Formen (people, planet, profit) des Investments ein.
Sie wurden von Anthony Robbins als Inspiration bezeichnet, wer hat sie inspiriert?
Mich inspirieren Weltbürger wie Gandhi, Mutter Teresa, Einstein, oder Mandela. Personen, die sich nicht nur für einen kleinen Bereich ihres Wirkens interessieren, sondern ein umfassendes Interesse an der Allgemeinheit beweisen und sich für die Schwachen einsetzen.
Sie haben als eine der wenigen Frauen den damals noch sehr neuen Studiengang Informatik in Karlsruhe gewählt. Wie kam es dazu?
Ich wusste ganz genau, was ich studieren wollte, nämlich Mathematik. Mein damaliger Freund sagte mir dann, dass es in Karlsruhe einen ganz neuen, interessanten Studiengang gibt, der aus der Mathematik hervorging und einen großen Praxisbezug hatte: Informatik. Das habe ich dann auch studiert. Ich habe das Studium sehr spannend gefunden und jede Gelegenheit genutzt, noch mehr über Künstliche Intelligenz zu erfahren.
Anfang der 80er haben Sie sich für ein Stipendium in Stanford beworben und wurden als erste Frau angenommen.
Ich wollte unbedingt mehr zum Thema künstliche Intelligenz lernen. In Deutschland war das nur selten möglich, aber das Silicon Valley war schon damals das Mekka der Informatik. Daher bewarb ich mich beim DAAD und hatte Erfolg. Dazu gibt es eine kleine Anekdote. Aus Kostengründen hatte mein Reiseagent meinen Flug nicht nach San Francisco sondern nach Oakland, eine Stadt, die sich über der San Francisco Bay im Osten befindet, gebucht . Die Betreuerin des Stipendienprogramms in Stanford musste dann fast zwei Stunden von Palo Alto fahren, um mich dort abzuholen. Da sie kein Foto von mir hatte - wir schrieben das Jahr 1984, also kein Internet – musste sie mich sonst wie erkennen. Ich war die einzige Frau aus Deutschland in diesem Programm und – wie sie mir später gestand – hatte Sie sich eher das Bild eines Nerds von mir gemacht. Sie hielt Ausschau nach einer kleinen, unmodisch gekleideten, dunkelhaarigen Studentin mit Brille. Und so wartete sie bis all die neu angekommenen Fluggäste weggingen bevor sie auf mich zukam. Ich war groß, hatte lange blonde Haare, und trug eine top-modische Lederhose, die damals in den USA verpönt war(lacht).
Haben Sie während des USA-Aufenthalts Gelegenheit gehabt, interessante Kontakte zu knüpfen?
Oh, ja! Die Erfahrungen in den USA haben mein Leben sehr nachhaltig verändert. Es fing damit an, dass die Betreuerin des Stipendienprogramms nicht nur eine kluge und warmherzige sondern auch eine ganz einflussreiche Frau war. Durch sie lernte ich einige der Gründer vom Silicon Valley kennen, wie z.B. Bill Hewlett und Dave Packard. Die große Herzlichkeit der Menschen, der enorme Erfindergeist und Geschäftssinn, etwas zu machen, was keiner bisher gemacht hat und an eine Idee zu glauben bis sie Realität wurde, haben mich für immer geprägt. Z.B. wollte ich unbedingt an der Stanford University meine Diplomarbeit schreiben und hatte deren Unterstützung. Leider war dies damals am KIT nicht möglich.
Sie sind also für Ihre Abschlussarbeit wieder nach Karlsruhe zurück?
Ja, allerdings habe ich bereits vor meinem Abschluss ein sehr gutes Angebot einer renommierten Firma aus den USA in der Tasche gehabt und so bin ich nach meinem Abschluss sehr schnell wieder ins Silicon Valley zurückgekehrt.
In den USA haben Sie den KIT-Silicon Valley Alumni Club mit gegründet. Was bedeuten Netzwerke für Sie?
Ein Netzwerk beruht immer auf einem gegenseitigen Vertrauen und der Bereitschaft, Kontakte herzustellen. Besitzt man ein gutes Netzwerk, hat man überall und bei jeder Frage Unterstützung und Hilfe. Das ist in den USA viel ausgeprägter als hier. Die Menschen dort sind viel offener und bereitwilliger ihr Netzwerk aufzumachen. Davon lebt das Valley. Und ich hatte das große Glück in meinem Leben wunderbare Menschen von Al Gore über Tony Robbins, bis hin zum „Men are from Mars, Women are from Venus“ Author, John Gray kennen zu lernen . Daher bin ich sehr glücklich, dass es endlich auch in Deutschland das Bewusstsein über die Bedeutung von Alumni Netzwerken an den Unis gibt.
Nach Ihrem USA-Aufenthalt und weiteren Führungspositionen haben Sie Mitte der 90er Jahre in Deutschland Ihr erstes Unternehmen und eine Familie gegründet.
Sowohl mein Mann als auch ich haben in Deutschland zu der Pre-Internet-Bubble-Zeit je eine eigene Firma gegründet. Hierdurch hatten wir die Möglichkeit, uns die Zeit so gut einzuteilen, dass Familie und beruflicher Erfolg sich wunderbar vereinbaren ließen. Neben der Unterstützung meiner Eltern haben wir die Tage auch sehr genau durchgeplant. Als ich noch gestillt habe, habe ich in Meetings regelmäßige Pausen eingeplant. Als Karriere-Mutter ist es wichtig im beruflichen Leben die Familie nie zu thematisieren – auch nicht als Entschuldigung für Pausen oder Terminverschiebungen.
Neben dem beruflichen Erfolg hat Sie das wissenschaftliche Interesse aber nicht losgelassen und Sie haben noch promoviert. Wie sind Sie darauf gekommen, fachfremd in der Psychologie zu promovieren?
Mich hat schon immer die Psychologie interessiert.
Für den Erfolg einer Unternehmensgründung ist nicht nur die Idee wichtig, sondern auch die Menschen, die dahinter stehen – und diese wollte ich besser verstehen. Eine Promotion in Psychologie schien mir da naheliegend – und es hat mir außerordentlich viel gebracht.
Heute sind Sie als Investorin tätig. Was ist Ihr grundlegendes Prinzip?
Bei traditionellen Venture Capital ist der Mensch hinter der Idee nur insofern wichtig, als dass durch ihn das finanzielle Risiko minimiert wird. Im integralen Investment Ansatz, den ich in den letzten 15 Jahren entwickelt und sehr erfolgreich angewandt habe, sind neben der Ökologischen und Ökonomischen Nachhaltigkeit, der Mensch und die Kultur an sich wichtig. Es liegt hierbei der Ansatz von Ken Wilber zu Grunde, bei einem Investmentprojekt nicht nur das Projekt aus Sicht des Profits und in Hinsicht auf Umwelt- bzw. sozialen Gesichtspunkte zu bewerten, sondern auch das kulturelle Umfeld und die Person an sich (Intelligenz, Emotionen) und den Charakter einzubeziehen. Anhand dieser Kriterien bewerte ich Unternehmen und Entrepreneure. Die Erfolgsquote spricht für sich!
Sie haben schon an vielen Orten gelebt, wo fühlen Sie sich zu Hause?
In Rumänien war ich die Deutsche, in Deutschland die Rumänin und in Frankreich wieder die Deutsche… Ich aber fühle mich in der Welt Zuhause.