Hilfe für Haiti
Alumna Dr. Martine Blom studierte Chemie in Karlsruhe und arbeitete danach hier am Institut für Nanotechnologie und in den Niederlanden erfolgreich als Wissenschaftlerin. Bei der Continental AG war sie 5 Jahre als Projekt- und Abteilungsleiterin in der Reifenentwicklung tätig. Im Interview mit Elke Schmidt erzählt sie, warum sie damals die Uni Karlsruhe wählte und aus welchem Grund sie sich entschieden hat, 2012 als Freiwillige in Haiti für die Organisation Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten.
Frau Blom, Sie haben in Karlsruhe Chemie studiert und im Fachbereich Physikalische Chemie promoviert. Wieso hatten Sie sich gerade für dieses Fach und für die Universität Karlsruhe entschieden?
BLOM: Die TU Karlsruhe hatte schon damals einen sehr guten Ruf in den für mich interessanten naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Fächern. Die Fakultät Chemie hat damals einen Studiengang mit physikalisch-mathematischer Vertiefung angeboten, der mich besonders interessiert hat.
An welche Situationen oder Begebenheiten aus Ihrer Studienzeit denken Sie noch heute gerne zurück?
BLOM: Mir hat damals vor allem die praktische, wissenschaftliche Arbeit mit den Kollegen im Labor sehr viel Spaß gemacht.
Momentan arbeiten Sie als Freiwillige auf Haiti für die Organisation Ärzte ohne Grenzen im Bereich technische Logistik. Zuvor waren Sie in Deutschland und den Niederlanden schon erfolgreich als Wissenschaftlerin und in der Entwicklung tätig. Warum haben Sie sich entschieden, nun etwas ganz anderes auf freiwilliger Basis zu tun?
BLOM: Ich wollte schon immer einige Zeit für eine humanitäre Organisation in einem Hilfsprojekt arbeiten. Nach elf Jahren in Forschung und Entwicklung habe ich mich für eine Karrierepause entschieden, um diesem Wunsch nun nachzukommen. Die schwierige Situation der Menschen in Haiti nach dem Erdbeben und während der Choleraepidemie hat mich sehr berührt. Ärzte ohne Grenzen ermöglicht es mir, den Menschen hier effektiv medizinisch zu helfen.
Wie muss man sich die Situation in Haiti zwei Jahre nach dem verheerenden Erdbeben vorstellen und mit welchen medizinischen Problemen haben die Ärzte ohne Grenzen in erster Linie zu kämpfen?
BLOM: Auch zwei Jahre nach dem Beben leben in Port au Prince und Umgebung 500.000 Menschen unter schwierigen Bedingungen in über 600 provisorischen Zeltlagern. Ärzte ohne Grenzen hat hier unter anderem eine Notfallgeburtenklink und ein Trauma- und Verbrennungszentrum aufgebaut und kümmert sich in den verschiedenen Stadtvierteln um die Versorgung von Cholera-Patienten.
Ich persönlich arbeite in der Notfallgeburtenklinik CRUO in Port au Prince. Wir behandeln hier jeden Monat etwa 600 Frauen mit Komplikationen während der Schwangerschaft. Diese sind für die Frauen und die ungeborenen Kinder oft lebensgefährlich. Aufgrund des hohen medizinischen Komplikationsgrades der Geburten in unserem Krankenhaus führen wir in 40% der Fälle einen Kaiserschnitt durch. Etwa 460 Babys werden jeden Monat bei uns geboren.
Welche Aufgaben übernehmen Sie in der Klinik und welche Kenntnisse aus dem Studium und Ihrer Berufspraxis sind Ihnen dabei hilfreich?
BLOM: Meine Arbeit hier ist sehr vielseitig: Es ist technisches Wissen und viel organisatorisches Talent gefragt. Einer unserer größeren technischen Aufgaben momentan ist z.B. die Fertigstellung eines kleinen Gebäudes, das als Zentrum für schwangere Cholera-Patienten dienen soll. Mein Team ist hier im Krankenhaus für alles nicht-Medizinische zuständig wie die Reparatur und Wartung von den über 300 Medizinischen Geräten, die Fahrzeuge, die Sicherheit, IT, Elektrik, Konstruktion und natürlich die klassische Logistik.
Was werden Sie aus Haiti mitnehmen, wenn ihr Einsatz im Herbst beendet sein wird?
BLOM: Ich werde mich immer an die schönen Stunden mit meinen netten Kollegen hier erinnern und daran, dass wir als Team so viel erreicht haben.
Mehr über die Arbeit der Ärzte ohne Grenzen und wie Sie die Projekte der größten internationalen Organisation für medizinische Nothilfe unterstützen können, erfahren Sie unter
www.aerzte-ohne-grenzen.de.