Interview mit Alumnus Peter Krmpotic

Peter Krmpotic

Der Junggründer

Ursprünglich war er nach Kalifornien gekommen, um seine Englischkenntnisse zu verbessern, heute leitet Peter Krmpotic dort eine eigene Firma. Nach seinem Informatikstudium an der Universität Karlsruhe und einer Anstellung bei einer Consultingfirma in San Francisco gründete er drei Jahre nach seinem  Abschluss ein Unternehmen, das Geschäftsideen für das Internet entwickelt. Wie er die Arbeit im Silicon Valley erlebt und welchen Tipp er jungen Unternehmensgründern geben würde, erzählt der heute 29-Jährige im Gespräch mit Elke Schmidt.

Herr Krmpotic, 2005, direkt im Anschluss an Ihr Informatik-Studium in Karlsruhe, gingen Sie nach San Francisco, um dort bei einer Web Design Firma zu arbeiten. Was hat das Silicon Valley für Sie zu einem Anziehungspunkt gemacht?
Der Hauptgrund war, mein Englisch zu verbessern und noch ein wenig Auslandserfahrung zu bekommen, bevor ich meinen ersten echten Job in Deutschland im Daimler Chrysler Forschungszentrum in Ulm anfange. Dass das ausgerechnet San Francisco sein würde, bzw. das Silicon Valley, war eher Zufall. Ich hatte mich auch nur bei einer einzigen Firma um ein Praktikum beworben. Die Dinge, die ich über das Silicon Valley wusste, waren, dass all die wichtigen IT Firmen wie Google, Yahoo, HP, Adobe, etc. dort sind und dass die wichtigen Ausstellungen bzw. Messen wie die Java One, Mac World, etc. hier stattfinden. Das war es dann auch schon.

Wie haben Sie die Atmosphäre im Silicon Valley erlebt und wie hat es sich seitdem Ihrer Meinung nach entwickelt?
Die Dotcom Blase ist im Silicon Valley 2001 bzw. 2002 geplatzt, so dass sich das Silicon Valley in den Jahren danach neu formieren musste. Die Folge war, dass hauptsächlich gesunde IT Unternehmen übrig geblieben sind. Natürlich hat es im Zuge der Weltwirtschaftskrise auch Auswirkungen auf die hier ansässigen IT Firmen gegeben, aber deutlich weniger als in anderen Industrien.

Vor gut einem Jahr haben Sie eine eigene Firma in San Francisco gegründet. Welchen Rat können Sie zukünftigen jungen Unternehmensgründern geben?
Die Erfahrung ist wie bei allen anderen Dingen, die man startet: man muss bei 0 anfangen und man zweifelt sehr. Das kann zuweilen sehr hart sein. Irgendwann gewöhnt man sich dran und es wird zunehmend leichter.

Deswegen ist mein Rat an Menschen, die sich das Ziel setzen, eine Firma zu haben, es einfach zu machen und nicht zu viel darüber nachzudenken.

Dadurch kann das Unterfangen größer erscheinen als es eigentlich ist. Am Ende kommt es im Grunde darauf an, ob man dran bleibt oder aufgibt.

Was sind die Schwerpunkte der Dragil, Inc. und welche Leistungen bietet das Unternehmen an?
Im Allgemeinen kann man sagen, dass Dragils Leistung ist, Menschen den Wunsch zu erfüllen, gewinnorientierte Geschäftsideen für das Internet zu verwirklichen. Dieser Wunsch ist bei US-Amerikanern recht ausgeprägt und vielleicht noch nicht in diesem Maße in Europa bzw. Deutschland vorzufinden.

Jegliche Arbeit, die dazu nötig ist, wie beispielsweise Webseitenentwicklung, Internet Marketing, Web Design oder die Erzeugung von Internetinhalten (geschriebener Text, Videos, etc.) werden von uns zusammen mit dem Kunden zunächst geplant und dann umgesetzt. Jedes Internetprojekt hat dabei verschiedene Schwerpunkte und unser Ziel ist es, mit möglichst geringem Risiko Gewinne zu erzielen.

Wir werben mit der Frage „What is your $200,000 idea“, um klarzumachen, dass das Projekt nicht immer das nächste Google oder Facebook sein muss.

Von welchen Erfahrungen oder Kenntnissen aus dem Studium können Sie bei Ihrer jetzigen Tätigkeit profitieren?
Ich hatte das Glück, die Vorlesung „Web Engineering“ von Professor Gaedke in meinem letzten Jahr an der Uni zu besuchen und habe mich im Laufe der Zeit immer mehr damit beschäftigt.

Im Grunde fußen die meisten unserer Verfahren darauf.

Auch über den Besuch eines Seminars bei Wolfgang Hellriegel zum Thema „Sales/Verkauf“ bin ich recht glücklich. Da habe ich angefangen, die Informatik mehr als „Mittel zum Zweck“ aufzufassen und nicht mehr so sehr als Selbstzweck.

Generell finde ich, dass jeder, der ein Informatikstudium an der Uni Karlsruhe anfängt, unheimliche Chancen hat und versuchen sollte, so viel wie möglich mitzunehmen, indem man auch einmal Vorlesungen und Veranstaltungen besucht, mit denen man am Anfang vielleicht nicht so viel anfangen kann.

Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Kurzfristig ist das Ziel, unseren Service auch im Raum Los Angeles durch eine permanente Niederlassung anzubieten. Wir haben schon mehrere Kunden aus dem Süden Kaliforniens, aber noch kein eigenständiges Büro.

Bis zuletzt haben unsere Projektleiter hauptsächlich mit selbständigen Entwicklern oder Partnerfirmen zusammengearbeitet. Die Ergebnisse waren durchaus zufriedenstellend, aber das Ziel war und ist es, unsere eigenen Vollzeitentwickler zu haben. Das haben wir seit diesen Sommer und haben dafür ein eigenes Entwicklerbüro in Manila, auf den Philippinen, eingerichtet. Der Plan ist, diese Zweigstelle schrittweise aufzustocken, um dann in den nächsten Jahren weitgehend unabhängig zu sein.

Wir haben diesen Sommer mit der Entwicklung unseres ersten eigenen Produkts angefangen. Ich denke, dass wir in der Zukunft immer mehr in die Richtung gehen werden, eigene Produkte zu entwickeln. Das wird hauptsächlich davon abhängen wie erfolgreich wir damit sind. Im Grunde wird es der Versuch sein, unserer eigener Kunde zu werden!

Vielen Dank für das Gespräch!
 

Oktober 2009